Jubiläumskonzert in vollem Gottvertrauen

Chor der Katharinenkirche, kleines Orchester und Organist glänzen mit Mendelssohn-Bartholdy und Vivaldi

Von Heike Rommel

Mit Werken weltberühmter Komponisten feierte der Chor der Katharinenkirche Eglosheim am Sonnabend sein 125-jähriges Bestehen. Die Kirchenmusik von Felix Mendelsssohn-Bartholdy und Antonio Vivaldi gründete auf einem unerschütterlichen Gottvertrauen, was alleine freilich noch lange nicht zu einem frenetischen Applaus gereicht hätte. Es war die musikalische Leistung der Dirigentin Caroline Oestreich, der Sänger, des Organisten und Cembalisten Johannes Fiedler sowie eines auserkorenen, kleinen Sinfonieorchesters um den Ludwigsburger Trompeter Hubertus von Stackelberg. Mit der Kantate „Wer nur den lieben Gott lässt walten”, dem Duett und dem Chor aus dem „Lobgesang” und der Orgelsonate in c-moll von Mendelssohn-Bartholdy servierten die Sänger und Musiker ihrem Publikum zunächst die etwas schwerere Kost aus der Kirchenmusikliteratur. Im zweiten Teil, eingeführt von den unverkennbaren Vivaldi-Violinen, wurde es dann leichter und lebhafter.

Mendelssohn, auch als „Apostel” der Kirchenmusik Bachs und Händel bekannt, passte zum künstlerisch einzigartigen Apostelzyklus in der aus dem 15. Jahrhundert stammenden Katharinenkirche. Die Solistinnen Lydia Zborschil (Sopran) und Sophia Maeno (Alt) hauchten der Marienfigur Leben ein. Die Zuhörer genossen die Duette, bei denen die Sopranistin nach Ansicht einiger Zuhörer allerdings immer wieder Gefahr lief, die Altistin zu übersingen.

Vom Text her tief im protestantischen Glauben verwurzelt, ließ sich der Chor von den Violinen in die Mendelssohnsche Kantate tragen, deren recht dramatisch vertonte Arie mit der kräftigen Sopranistin die richtige Interpretation fand. Meisterliche Bogenführung von Georg Bomhard am Kontrabass dialogisierten mit denen der ersten Geigerinnen Benedetta Constantini-Betz und Kimberley-Crawford im vierten Choral, wo musikalische Zuversicht gefragt war.

Das Duett und der Chor aus Mendelssohns zweiter Sinfonie „Lobgesang” gab den männlichen Sängern, wie üblich bei Chören in der Unterzahl, Gelegenheit, ihr Können zu beweisen. Zurückgelehnt genoss das Publikum die Mendelssohn-Orgelsonate in c-moll, bei der sich Johannes Fiedler von fast schwermütigen Tönen über ausgreifende Läufe zu einem temporalen Wirbelwind hocharbeitete.

Vivaldis typische Geigenmotive sorgten für Helligkeit am Kirchenhimmel. Im zwölfsätzigen „Gloria” durften der Chor frohlocken und und die Zuhörer Maenos Altstimme zu Fiedlers feinen Cembaloanschlägen genießen. Nicht in der damals üblichen Da Capo-Arie angelegt, sondern in Ritornellform, machten die Solistinnen und der Katharinenchor die Solo- und Tuttiabschnitte zu einer runden Sache. Diesen stilistisch und satztechnisch vielfältig angelegten Vivaldi-Oevre verliehen der Trompeter Hubertus von Stackelberg und der Oboist Marcus Reimann ihren festlichen Glanz. Insgesamt fand das Auditorium, an seinem frenetischen Applaus gemessen, das Jubiläumskonzert genau so, wie es die Instrumentalbesetzung versprochen hatte: spannend.

(aus: Ludwigsburger Kreiszeitung, Ausgabe vom 2.7.2013, Seite 8)