Einen gut vorbereiteten Göppinger Kammerchor erlebten die Besucher beim Sommernachtskonzert "Jubilate Deo" in der Oberhofenkirche. Sie hörten ein durchaus anspruchsvolles Programm.
Leider hatten nicht viele Besucher den Weg in die Oberhofenkirche gefunden. Lag's am schönen Wetter, das die Menschen eher in die Natur zog, lag's an dem sehr anspruchsvollen Programm des Kammerchores? Jedenfalls hätten Programm und Ausführung mehr Zuhörer verdient gehabt.
Benjamin Britten, der Klassiker unter den modernen Komponisten, umrahmte mit seinem "Jubilate Deo" und mit "Rejoice in the Lamb" das Konzert. Kraftvoll, mit einem Gespür für die lebendige Bewegung in dieser Musik, war der Chor von Beginn des Konzertes präsent und gestaltete die unterschiedlichen Phasen abwechslungsreich mit schnellen Läufen, aber auch mit Einfühlungsvermögen in den ruhigeren, sanften Abschnitten.
Mit dem Franzosen Francis Poulenc setzte sich der Jubel fort. "Exultate Deo" atmete Ausgelassenheit und Lebenslust, in einer sehr ausgeglichenen Variante mit farbiger Dynamik und präziser Intonation. Brittens anschließendes "Jubilate Deo" in Es-Dur steigerte den Jubel noch einmal und mündete in sanftere Töne vor einem ausladenden, ausdrucksstarken "Amen".
Dann gab es mit dem Orgelsolo von Andreas Willberg für die Zuhörer Zeit zum Ausatmen, um die aufwühlenden, bewegenden Lobpreisklänge zuvor zu verarbeiten. Kurze, nur so dahin geworfene Klangfolgen hellerer und dunklerer Färbung gaben Raum und ließen ein wenig Ruhe einkehren. "Cantate de la Paix" von Darius Milhaud nach einer Dichtung von Paul Claudel warf die Fragen nach Krieg und Frieden auf. Warum können die Völker so wenig Frieden halten untereinander, wer kann da Abhilfe schaffen? Mit den Solisten aus dem Chor bekam die Kantate eine besondere Farbigkeit und Lebendigkeit, die die fremdartigen Harmonien immer wieder auflöste.
Als Mittel- und Angelpunkt des Konzertes erklang das Friedensgebet "Dona nobis pacem" von Peteris Vasks, eines zeitgenössischen Komponisten aus Lettland. Vasks zählt zu den bekanntesten Komponisten aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Mit steigernder Dynamik sang der Chor dieses Werk, unterstrich mit seinem Duktus die Eindringlichkeit des Friedens und ließ dieses Gebet buchstäblich zur Herzensangelegenheit werden, das von der Orgel dezent und sicher begleitet wurde. Vasks nennt sich selber einen "Erzähler in Tönen", und er erzählt in beeindruckender Weise vom Frieden, expressiv und ungekünstelt.
Die Orgel nahm in einem erneuten Solo das Gebet um Frieden von Flor Peeters noch einmal auf, stille, besinnliche Tonfolgen zum Innehalten, bevor ein letztes Mal Britten mit "Rejoice in the Lamb" zu Wort kam mit einer Erzählung, die fast einen Gang durch das Alte Testament und der Schöpfungsgeschichte bis hin zu Jesus Christus darstellt.
Mit Humor und einer großen Hingabe zu den Geschöpfen erzählten der Chor und seine Solisten die heitere Geschichte vom Kater Jeoffry, der Gott alle Tage dient, wie die Sopranistin charmant darbot, von dem Mäuserich, der die Maus von der Katze rettet, heiter von der Altistin eingeworfen, von der Poesie der Blumen, die der Tenor lobend besingt, während der Bassist eine Art kleines Alphabet rezitiert, das für die Eigenschaften Gottes steht.
So endet ein außergewöhnliches Konzert, das der Chor unter der sicheren, engagierten Leitung von Fabian Wöhrle und mit dem zuverlässigen Organisten Andreas Willberg gekonnt meisterte. Und es gab eine Menge "harmonischer Momente", so wie sie Fabian Wöhrle in seiner Begrüßung angekündigt hatte.
aus: NWZ Göppinger Kreisnachrichten vom 30.06.2015