Über 200 Sänger, ein gut besetztes Orchester und vier Solisten haben am Sonntag [20.10.2013] Verdis Requiem im Theatersaal des Forums zur Aufführung gebracht. Ein musikalisches Erlebnis mit Einschränkungen.
Von Angelika Baumeister
Zum 200. Geburtstag Guiseppe Verdis und anlässlich seines zehnjährigen Bestehens hatte der Philharmonische Chor Ludwigsburg (PCL) erstmals ein Großprojekt unter der Gesamtleitung seines Dirigenten Ulrich Egerer auf die Beine gestellt. Allein 90 Akteure aus den Reihen des PCL sowie weitere Sänger vom Kammerchor Korntal-Münchingen, vom Philharmonischen Chor Waiblingen und vom Konzertchor der Stadt Mannheim hatten dieses von außergewöhnlich sakraler Tiefe geprägte Werk mit ihren jeweiligen Dirigenten vorbereitet.
Die Proben verliefen intensiv und konzentriert, die Arbeit hat sich gelohnt, der Chor bot eine ergreifende Kulisse, als er sich zum Auftakt aus weit entfernten Tiefen zu erheben schien und schließlich die Trauerarbeit einleitete: mit dem Seufzen der Sopranstimmen, mit lautem Heulen und donnerndem Zorn.
Im Laufe dieser klangvollen Auseinandersetzung mit dem Tod setzte der Chor dem Geschehen aber auch eine demütige, fast schon milde Note hinzu. Das von Holzbläsern begleitete „Sanctus” war in seiner Schlichtheit ergreifend schön. Zum Schluss blieb die Bitte um Befreiung vom ewigen Tod und, auch wenn nochmals das zürnende Motiv zurückkehrte, blieb die Zuversicht des ewigen Lichts, der Gesang verhallte zart im Konzertsaal. Der Chor lieferte somit eine vor allem für Laien sehr solide Arbeit ab.
Das traf auch auf das Orchester „Arcademia sinfonia” aus Balingen zu, das fließende Bewegungen ebenso umsetzte wie den dissonanten Schrecken, das sich in einer von Holzbläsern geprägten Fügsamkeit ergab, aber auch mit einem strahlend-reinen Trompetenecho im Saal auf eindrucksvolle Weise den Moment der Auferstehung einleitete.
Doch ein solches Werk, mit dem Verdi seine tiefe Gläubigkeit zum Ausdruck brachte und es mit der Farbenglut seiner Opern verband, lebt von den Solostimmen und hier befand sich die Schwachstelle der Aufführung.
Basssänger Lionel Fawcett, der auch Dirigent des Konzertchors der Stadt Mannheim ist, fehlte es eindeutig an Volumen, um seinen Part auszufüllen. Im Quartett mit den anderen Stimmen ging er vollends unter und das bei einer für das Requiem so wichtigen Solostimme. Denn der Bass ist Begleiter auf dem Weg von Düsternis ins Licht, er drückt das Schaudern über den Tod aus und ergibt sich schließlich schuldgebeugt.
Die Sopranistin Evgenia Grekova überzeugte zu Beginn mit klarer Lieblichkeit, beispielsweise beim von Flöten zart begleiteten „Agnus Dei”, schaffte es aber nicht mehr, dem Schlussteil „Libera me” den nötigen Glanz zu verleihen. Die Mezzosopranistin Dorothee Böhnisch agierte kraftvoll, sie war aber stimmlich zu dominant, so dass die Harmonie beispielsweise im Zusammenspiel mit dem ausgesprochen lyrischen Tenor Michael Feyfar auf der Strecke blieb.
Diese fehlende Einheit bei den Solisten hatte deutliche Auswirkungen auf den Gesamteindruck eines gut gemeinten Projekts.
(aus: Ludwigsburger Kreiszeitung vom 22.10.2013)