Aufführung des Motettenchors ist Sternstunde sakraler Barockmusik

Bachkonzert mit der "Capella Principale" unter Stephan Leuthold

Ein ungewohntes Bild in der Stadtkirche: Vor den 40 Sängern des Ludwigsburger Motettenchors sitzt die "Capella Principale", Leiter Thorsten Bleich mit seiner Theorbe in der Mitte. Die barocke Langhalslaute ist Teil einer Aufführung, deren wunderbarer Klang den Zuhörern noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Zutiefst berührend die Eingangstakte der "Kyrie": die Strahlkraft des Chores mischt sich mit den fein ziselierten Klängen der Streicher, dann entfaltet sich die Kyrie-Fuge in vielgestaltiger Farbigkeit. Es wird deutlich, mit welcher Gespanntheit, Ruhe und Souveränität Stadtkirchen-Kantor Stephan Leuthold Chor und Orchester durch die Bach'sche Sakralmusik führt.

Trotz aller sängerischen Herausforderungen was Beweglichkeit, Dynamik und Intonation angeht: Der Chor klingt unangestrengt und voller Begeisterung. Noch beim "Dona nobis pacem", nach zwei Stunden unermüdlichem Engagements, überwältigen Präzision und Intensität der Darbietung.

Leutholds Aufführung der h-Moll-Messe ist geprägt von einer verinnerlichten, fein ausbalancierten Ausdruckskraft. Auch die Barocktrompeten lässt er im "Gloria" und "Sanctus" eher zurückhaltend intonieren, für die Begleitung der Arien hat er in der "Capella Principale" hervorragende Flöten- und Oboen-Instrumentalisten zur Verfügung.

Die Gesangssolisten sind hervorragend besetzt. Susan Eitrich gestaltet ihrer Sopranpartie mit weichem Ansatz und kunstvollen Koloraturen. Atemberaubend die Arien des Altus Franz Vitzthum. Beim Lobpreis der Arie "Qui sedes ad dexterem patris" ("Der Du sitzest zur Rechten des Vaters") scheint sein leichter Countertenor in himmlischen Höhen zu schweben, seine Interpretation des "Agnus Dei" ist ergreifender Höhepunkt der Aufführung.

Johannes Kaleschke (Tenor) und Matthias Horn (Bass) sind ebenbürtige Partner des außergewöhnlich gut aufeinander abgestimmten Solistenquartetts, das vom rhythmisch federnden Klang des Continuos und der Transparenz des orchestralen Musizierens getragen wird.

Immer wieder überrascht die Gestaltungsfähigkeit des Chors: ob im Wirbel der Koloraturen in der Heilig-Geist-Fuge des "Gloria", in der Zuversicht am Ende des "Credo", oder im mächtig strahlenden "Sanctus".

(aus: Ludwigsburger Kreiszeitung, 12.05.2009)