Von Angelika Baumeister.
„Herr, gib ihnen die ewige Ruhe“: Der Anfangschor übte diese geheimnisvolle Sogwirkung aus, die das ganze Stück durch anhielt. Der Philharmonische Chor Ludwigsburg führte im gut besuchten Theatersaal des Forums das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart auf und zeigte eine reife Leistung, die vom Publikum gefeiert wurde.
Schwermut, Düsternis und Ängste prägen die Todesdichtung, Mozarts letztes Werk, das eigentlich das eigentlich ein Fragment war und von seinem Schüler Franz Xaver Süßmayr vervollständigt wurde. Es handelt sich um das wohl eindrucksvollste Requiem, das je geschrieben wurde und die Menschen tief berührt, weil das Leid hier spürbar wird und nicht nur bloßer Bestandteil einer Totenmesse ist, die theologisch korrekt der Erlösung entgegenstrebt. HIer ahnt ein Mensch seinen nahen Tod, er kämpft mit sich und bittet schließlich um Gnade.
Ergreifendes Lacrymosa
Unter der Gesamtleitung von Ulrich Egerer überzeugte der Chor bereits zum Auftakt mit vollem, homogenem Klang, der die Sopranstimmen in erstaunliche Höhen trieb. Der Tag der Rache und der Sünden wurde mit großem Furor beschrieben, der Chor bewies aber auch eine lyrische, demutsvolle Note, und ergreifend schön erklang das Lacrymosa, der tiefe, tränenreiche Seufzer. Zwischem dem Kampf gegen den nahen Tod und einer ungewissen Schicksalsergebenheit bewegte sich der 60-köpfige ambitionierte Laienchor mit großer Souveränität. Und er bestach zum Abschluss außerdem mit weicher, tröstlicher Attitüde.
Stimmig und harmonisch waren auch die Leistungen der Solisten Beate Hariades (Sopran), Cornelia Lanz (Alt), Sebastian Mory (Tenor) und Kai Preußker (Bariton), die beim Quartett „Recordare Jesu pie“ mit tiefberührendem Gesang in makelloser Schönheit brillierten und überdies den vom Bariton eingeleiteten Ruf der Posaune furchtvoll untermalten. Die Sopranistin Beate Hariades setzte zudem in verschiedenen Passagen fast engelsgleiche Akzente. Das Ludwigsburger Kammerorcherster bot mit fließenden Violinen sowie das Geschehen bestimmenden Trompeten, Posaunen und Pauken die richtige Besetzung für dieses Meisterwerk.
Zu Beginn des Konzertabends im Forum führte der Philharmonische Chor außerdem mit dem Kyrie d-moll mit mystischem Gesang und feiner Melodik in die späte Ara Mozarts ein. Viel Applaus gab es überdies für den Klarinettensolisten Stefan Jank vom Württembergischen Staatsorchester Stuttgart, der Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur – ebenfalls ein Spätwerk – zur Hochform auflief. Beim Allegro bestach er mit virtuoser Eleganz und überzeugte beim Adagio mit erstaunlicher Intensität. Das gefühlvoll agierende Kammerorchester hielt sich hier dezent im Hintergrund. Das fröhliche Rondo zum Abschluss rundete das Klarinettenkonzert glanzvoll ab.
(aus: Ludwigsburger Kreiszeitung www.lkz.de vom 9.11.2015)