Von Angelika Baumeister, aus der LKZ vom 15.12.2014
Pauken, Trompeten, Jubelchor: Und doch ist da dieser dunkle Schatten, der auf die Freude fällt: Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach ist ein Meisterwerk der Kontraste, das der Philharmonische Chor aus Ludwigsburg und Fellbach sowie die junge Süddeutsche Philharmonie Esslingen in der dicht besetzten Friedenskirche auf überzeugende Weise umsetzten.
Unter der Gesamtleitung von Ulrich Egerer näherten sich Chor, Instrumentalisten und Gesangssolisten dem Weihnachtswunder mit der für Bach typischen Religiosität, die immer den Gekreuzigten vor Augen hat und deshalb demutsvoll agieren lässt. Die Botschaft der ersten drei Teile, die hier zur Aufführung kamen: Geburt und Tod sind eines.
Große Festlichkeit
Das macht wohl einer der berühmtesten Choräle „Wie soll ich dich empfangen” nach dern Melodie des Passionsliedes „Oh Haupt voll Blut und Wunden” deutlich.
Diese fast düstere Atmosphäre vermittelte der Chor mit verhaltener Attitüde. Die Melodie der Luther-Weise „Vom Himmel hoch da komm ich her” wurde von den Sängerinnen und Sängern hingegen mit großer Festlichkeit umgesetzt.
Doch der berauschende Anfangschor „Jauchzet, frohlocket, auf preiset die Tage” blieb unerreicht. Der Choral zum Auftakt des dritten Teiles „Herrscher des Himmels erhöre das Lallen” ähnelte im Charakter zwar dem Auftakt, die ausgelassene Jubelstimmung wurde aber stets durch innige Sequenzen unterbrochen.
Die Gesangssolisten sorgten für die Kontrastwirkung, vorneweg die Altistin Cornelia Lanz mit lyrischen Arien, die mit dem ergreifenden Wiegenlied für das Jesuskind einen Höhepunkt fand. Überzeugend intoniert war auch der Wechselgesang zwischen Florian Schmitt-Bohn (Bass) und den Sopranistinnen aus dem Chor, die sich aus der Ferne dem Weihnachtswunder sanft zu nähern schienen.
Duett von Bass und Sopran
Der Bass-Solist pries den König mit ausdrucksvoller Stimme und glänzte in lieblichen, von Holzbläsern ausdrucksvoll begleiteten Duett mit der Sopransolistin Karin Schöllhörn. Tenor Sebastian Mory machte als Evangelist in Rezitativen das Geschehen deutlich und war bei der komplexen, an Koloraturen reichen Arie “Frohe Hirten, eilt” gefordert.
Das Orchester schuf mit herausragendem Können diese Stimmung zwischen Jubel und Kontemplation. Mit strahlendem Pauken- und Trompetenklang, mit schwingendem Streicherklang, mit die Hirtenidylle interpretierenden Oboen und Flöten. Den Atem stocken ließ vor allem die Begleitung zweier Streicher bei der Alt-Arie „Schließe, mein Herz, dies selige Wunder”.
Der Philharmonische Chor Ludwigsburg brachte als Veranstallter dieses Weihnachtsoratorium auch Kindern in einer eigenen Nachmittagsvorstellung näher. HIer wurde der Charakter des Werkes mit Beispielen erläutert, das junge Publikum durfte auch mitsingen. Dass dies gelang, ist zum einen dem Engagement der Akteure, zum anderen aber auch Bachs Genialität zu verdanken. Er verknüpfte ein vielschichtiges Werk mit Melodien bekannter Weihnachtslieder und fasste die biblische Geschichte von Jesu Geburt in die Seele anrührende Musik.