(aus: Ludwigsburger Kreiszeitung vom 24.11.2009; ein Artikel von Dietholf Zerweck)
Passend zum Totensonntag veranstaltete die Stadtkirchengemeinde ein Konzert mit zwei "Requiem"-Vertonungen. Reizvoll war der Kontrast zwischen Mozarts berühmten Requiem d-Moll und Gabriel Faurés spätromantischer, eher durch Zufall entstandenen Komposition.
„All die Jahre, die ich Beerdigungen auf der Orgel begleitet habe - mir reichte das! Ich wollte etwas völlig anderes schreiben", teilte er später einem Freund mit. Doch hat Fauré sein 1887, zwischen dem Tod des Vaters und dem Tod der Mutter komponiertes Werk bis zum Ende seines Lebens sehr geschätzt: „Alles, was ich an religiöser Vorstellungskraft besitze, habe ich meinem Requiem mitgegeben, das von Anfang bis Ende von einem sehr menschlichen Gefühl des Glaubens an die ewige Ruhe beherrscht ist."
Die Liedhaftigkeit und lichte Transparenz dieser häufig von den Orgelregistern gefärbten Musik wurde vom Chor der Stadtkirche unter der Leitung von Martin Kaleschke auf der Orgelempore mit warmem Klang adäquat zum Ausdruck gebracht.
Danach musizierten Chor und Orchester der Stadtkirche Mozarts ungleich dramatischeres Requiem vorne am Altar. Hier fehlte es zunächst etwas an klaren rhythmischen Konturen und eindringlicher Gestaltung. Die Eingangsverse und die Kyrie-Fuge schienen noch in der weichen Dynamik Faurés gefangen, und durch die reduzierte Streicherbesetzung mit jeweils nur drei ersten und zweiten Violinen war die Balance zum den guten Bläsern des Orchesters gestört.
Stärker kontrastiert waren die Teile der „Dies-irae"-Sequenz, wobei durch die langen Pausen zwischen den einzelnen Sätzen der dramatische Zusammenhang wenig spürbar wurde. Rein und klangvoll intoniert waren die Frauenstimmen des Chors im „Confutatis", auch insgesamt legte Kaleschke bei seiner Wiedergabe des Mozart-Requiems vor allem Wert auf harmonische Gestaltung. Die Zuhörer in der Stadtkirche, die den Text im Programmheft mitlesen wollten, fanden ihn dort allerdings nur in einer unvollständigen und teilweise verstümmelten Fassung.
Im gut aufeinander abgestimmten Solistenquartett leuchtete Susanne Hagels Sopran, und auch Margret Hausers Alt beeindruckte durch natürliche Phrasierung.
Johannes Kaleschke fügte sich mit seinem Tenor nahtlos ein, während Volker Striegels prächtiger Bass seine Partie Ton für Ton und Wort für Wort artikulierte.
Der Artikel in der Zeitung war ohne Bild abgedruckt.
Kleine Anekdote am Rand: In der Zeitung lautete die Überschrift wortwörtlich "Reqiuem von Bach und Fauré im Kontrast". Das konnte ich so einfach nicht stehen lassen und habe beide Fehler in der Überschrift korrigiert.