Alles in einer Hand

Gerhard Hess musiziert „Glaube – Liebe – Hoffnung“ mit den Katharinenensembles in der Friedenskirche

Von Dietholf Zerweck

Ludwigsburg. Gut besucht war die Friedenskirche beim Konzert mit Gerhard Hess und seinen Ludwigsburger Katharinenensembles, die Fabian Wöhrles Oratorium „Glaube – Liebe – Hoffnung“ mit Kantatensätzen Johann Sebastian Bachs zur Aufführung brachten. Schon die erste Sinfonia zeigte, mit welcher Lebendigkeit und Energie hier musiziert wurde. Und der Eingangschor führte schon tief in die Thematik des „Glaube“-Teils hinein:

„Wo soll ich Rettung finden?
Wenn alle Welt herkäme,
Mein Angst sie nicht wegnähme”

formuliert eindringlich die Frage, die in der folgenden Bass-Arie eine erste Antwort findet: „Gehe doch, mein Heiland, mit” – die Schritte des Menschen anschaulich in den Tönen von Fagott und Kontrabass hörbar, der weg erleuchtet von den lichten Kantilenen der beiden Oboistinnen. Auch zu den Psalmworten „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir” führt eine Oboeneinleitung – als ob Bach mit seiner Musik aus himmlischer Perspektive auf das Erdenleid blicken wollte. Doch am Schluss dieses ersten Teils steht  unerschütterliche Glaubensgewissheit, mit Flöten und Oboen fröhlich umspielt: „Was Gott tut, das ist wohlgetan. Es bleibt gerecht sein Wille.“

Eine Fülle musikalischer Preziosen

Die Auswahl an Chören, Chorälen und Arien, die Fabian für sein Kantaten-Oratorium getroffen hat, enthält eine Fülle musikalischer Preziosen, die von Hess kundig musiziert wurden. So war die einleitende Sinfonia zum MIttelteil – „Liebe“ mti einem einkomponierten, von Beate Rus-Voss virtuos dargebotenen Orgelkonzert – reiner Ohrenschmaus. Der Schlusschor („Wie bin ich doch so herzlich froh“) mit zwei Hörnern, einem vielgestaltigen Cantus firmus und seiner polyphonen Meisterschaft wurde zu einem der Höhepunkte des Konzerts. Im Zentrum dieser „Liebe“-Kantate standen zwei Duette aus Bachs Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“: Jesus und die menschliche Seele als Bräutigam und Braut beim „himmlischen Mahl” vereint und mit Liebesworten einander liebkosend. Angelika Lenter und Kevin Gagnon sangen ihre Partien mit starkem Ausdruck.

Im dritten Teil – „Hoffnung” – setzte sich die Altistin Anne Greilinger in ihrem Reziitativ mit der Dualität von Tod und Unsterblichkeit auseinander, und Jonathan Holzwarth beeindruckte mit seiner Tenorarie „Bleibt, ihr Engel, bleibt bei mir”, die von einer konzertierenden Trompete mit der Melodie des Schlusschorals von Bachs Johannespassion umrankt wurde. Kunstvoll verziert war auch der Schluss mit von den Choralstrophen umspieltem Duett aus „Wer nur den lieben Gott lässt walten”, Die klangvolle “Conclusio” eines Konzerts, in dem Gerhard Hess als Pater familias alle Fäden in der Hand hielt.

Aus: Ludwigsburger Kreiszeitung vom 27. März 2019, Seite 25.