„El Pessebre” kann nur bedingt überzeugen

Der Philharmonische Chor Ludwigsburg hat mit der Aufführung des Oratoriums „El Pessebre” (Die Krippe) des Spaniers Pablo Casals in der Friedenskirche Mut bewiesen. Das Werk verlieh der Vorweihnachtszeit zwar eine etwas andere Note, es überzeugte aber nur bedingt.

Unter der Gesamtleitung von Ulrich Egerer hatten der 60-köpfige Chor, die Gesangssolisten Sigrid Plundrich (Sopran), Cornelia Lanz (Alt), Sebastian Mory (Tenor), Miroslav Stricevic (Bariton) und der Kai Preußker (Bass) sowie der Organist Tobias Horn ein Stück erarbeitet, das in Deutschland nicht so häufig gespielt wird und simit fast ein Alleinstellungsmerkmal hat. Dass es eher unbekannt ist, zeigte sich auch an der überschaubaren Besucherzahl. Die Friedenskirche war nur zu einem Drittel besetzt.

Ein auch als Friedensoratorium bezeichnetes Werk in der Friedenskirche, eigentlich handelte es sich um eine schlüssige Botschaft. Warum die Darbietung dennoch wenig zündete, lag nicht an den Akteuren, sondern an der Ausführung. Für „El Pessebre” existiert zwar eine Orgelfassung, doch ursprünglich wurde das Oratorium des 1973 verstorbenen Cellisten Casals für Orchester geschrieben. Welcher Klangreichtum sich hier entfalten kann, zeigt sich schon beim Prolog mit den Hirten. Der katalanische Volkstanz Sardana, der zum Auftakt sowie im Schlussteil nochmals gespielt wird, entwickelt normalerweise durch die Holzbläser und den geschlagenen Rhythmus einen besonderen Charme. Die Orgel konnte das gar nicht wiedergeben. Da der Prolog außerdem durch sehr erzählerischen und eher schlicht-modernen angelegten Sologesang geprägt war, fehlte die Spannung. Die Kompensation durch die musikalische Begleitung gelang ebenfalls nicht.

Eher kontemplativ war der erste Teil, der laut dem ins Deutsche übersetzten Text von Joan Alvadera einfache Menschen beschreibt, denen die HIrten auf dem Weg nach Bethlehem begegnen. Die düstere Stimmung löste der Chor schließlich durch den überzeugend zum Ausdruck gebrachten erstrahlenden Stern auf.

Reizvoll der zweite Teil, der die Karawane aus dem Morgenland in ihrer ganzen orientalischen Opulenz beschrieb, wobei sich auch hier die Orgel nicht als stimmige Begleitung erwies. Einer der Höhepunkte war der Gesang der drei Pagen, wo die Männerstimmen ihre Mühen und Plagen auf dem Weg nach Bethlehem gelungen zum Ausdruck brachten, während der Chor auf mystische Weise das harte Los der Kamele deutlich machte und schließlich die drei Weisen in sakraler Schönheit zu Wort kommen ließ.

Das Geschehen in der Krippe im dritten Teil wurde von den Solisten gefühlvoll gestaltet. Hier überzeugte vor allem der Bass Kai Preußker in einer in stimmliche Tiefen führenden Passage. Im vierten Teil mit dem Titel  „Anbetung” schwang sich der Chor zum Jubel auf. DIe hohe Qualität des Chors zeigte sich vor allem beim artikulierten Schrecken über das laute Posaunengedröh am Himmel von Bethlehem, der schließlich in ein jubelnden Gloria mündete.  „Frieden auf Erde den Menschen” sang die Sopranistin Sigrid Plundrich auf ergreifende Weise und die Sängerinnen und Sängern stimmten mit dem Wort „Frieden” ein.

Artikel von Angelika Baumeister, LKZ vom 12.12.2016